Sonntag, 29. Mai 2016

Mit dem Pferd im Regen auf den Großglockner

Naja, der Großglockner mit einem Pferd ist ja nicht gut möglich, aber zur Laguna Otún in den Los Nevados bei ähnlicher Seehöhe (3950m) kommt man sehr wohl, sogar bei Regen.
Aber alles der Reihe nach:


Mit der Chiva fahren wir von Pereira das Tal des Otún aufwärts, zunächst zum Santuario Otún Quimbaya (siehe vorheriger Post Über Vögel und Affen), 
2 Tage später bis El Cedral, wo die Piste endet. 9 Stunden zur Laguna Otún steht dort; macht hin und zurück 18.


Also sind wohl Etappen nötig. Die 1. führt in 2 Stunden zur Schutzhütte La Pastora. Hier bleibt Gabi, während Feri sich 2 Tage für die Laguna vornimmt.


Die 2. Etappe führt auf einem, wegen des Morastes mit Steinen ausgefüllten Pferdeweg in 4 1/2 Stunden weiter zu den Fincas El Jordan.


Da tauchen sie in dem bislang engen, bewaldeten Tal des Rio Otún in der Ferne auf, die Viehweiden von El Jordan.


Das Kalberl, das vor mir flüchtet, gehört wohl schon zu den Fincas.


La Secreta heißt diese kleine Finca auf 3200m Seehöhe, in welcher ich übernachte. Es gibt 6 Kühe, 5 Kälber, 1 Schwein, 10 Hühner, 2 Hunde und eine Bäuerin namens Maria.


Die Räume sind sehr urig. In der Küche steht in der Mitte ein Block, auf dem sich eine Feuerstelle befindet. Tisch und Sessel gibt es keine. Man isst auf dem umlaufenden Brett oder der darüber liegenden Bank.


Auch das Gästezimmer, dessen Wände mit Zeitungspapier beklebt sind, gehört zur einfachen Unterkunftsklasse.


Da ich mich am Vortag schon einmal verirrt habe und zudem das Wetter schlecht zu werden droht, nehme ich Pedro von der Nachbarfinca als guia und zudem ein Pferd zum Reiten.


Mit dem Pferd geht es trotz dünner Luft flott hinauf, zunächst über ein steiles Viehgangl, dann auf einem mit Felsstücken durchsetzten Weg. Mein Pferd kennt den Weg schon. Es hopst über Felsstufen hinauf und hinunter und ich habe Mühe mich festzuhalten. Das Traben auf Flachstücken ist für mich ein erhebendes Gefühl. Wir sind inzwischen im Páramo, dem Grasland der Anden über 3600m angelangt.



Hier wachsen die höchst eigenartigen Frailejones.


Kurz vor der Lagune sind große Flächen davon übersät.


Diese Halbstaudenbäumchen bilden Schopfrosetten, aus welchen nach dem Verblühen ein Stamm entsteht. Mit ihren samtigen Blättern sind sie optimal angepasst.

Endlich, nach gut 2 Stunden Ritt bei starkem Regen erreichen wir die Laguna Otún. Gegen das Wetter kann man halt nichts machen!


Da fällt auch das Panorama ziemlich trüb aus. Den Nevado de Santa Isabel mit seinen 4950 Metern erkennt man leider kaum.


Am Rückweg dürfen sich unsere Pferde ab und zu mal ausruhen.


Die ersten Bäume nach dem Páramo sehen höchst fremdartig aus. Es sind Polylepis, die hier eine fantasievolle Allee bilden.


Die dünnen Stämme mit häutender roter Rinde winden sich oftmals, dem Wind und Wetter trotzend, am Boden dahin.


Wir sind wieder bei der obersten Finca angekommen. Sie wird von Marias und Pedros Mama bewirtschaftet. Die Bauern hier heroben leben von der Käseherstellung, und ein wenig von den Bergtouristen. Für mich gibt es ein reichhaltiges Mittagessen und zudem ein Gruppenfoto.


Drunten in El Cedral werden Lebensmittel umgeladen. Einmal pro Woche bringen Pferde den Käse hierher und nehmen andere Grundnahrungsmittel mit hinauf.


Von hier aus erfolgt der Transport wieder mit der Chiva. Julius Cäsar lädt gerade um.


Das Umladen passiert ohne Hast und Eile - noch dazu bei gemütlicher Musik. Da dürfen dann die Chauffeure der Chiva und die Campesinos wohl mal einen heben.


Von Vögeln und Affen

Nach dèm Aufenthalt in  der Millionenstadt zieht es uns in die Natur. Am Rande des Nationalparks Los Nevados liegt das Santuario de Flora y Fauna Otún Quimbaya. Hier übernachten wir und organisieren uns einen Vogelkundler als guía.


Der Weg führt durch den Bosque subandino. Schon im Morgengrauen beginnt unsere Vogelexkursion.


Juan stellt uns Ferngläser zur Verfügung und hat ein Vogelbestimmungsbuch mit dabei.


Schon bei Sonnenaufgang startet das Vogelgezwitscher. Einen Vogel zu erspähen ist ja noch leicht, aber ihn auch auf ein Foto zu bannen ist eine andere Sache. Vergeblich bemühen wir uns, die schwirrenden Kolibris zu fotografieren, doch dieses Toche-Weibchen macht es uns leicht.


La Tangera palmera hoch oben auf einem Strauch.


Ein Trapatronco baut sein Nest.


Auf schmalen Pfaden geht es tiefer hinein in den feuchten Bergwald mit seinen vielen Epiphyten wie Moose, Flechten, Bromelien und Orchideen.


Immer wieder ahmt Juan einen Ruf nach, bis wir ihn erspähen, den Pava caucana, einen endemischen Truthahn.


Prächtig gefärbt ist der Soledad de montañe aus der Familie der Quetzals.


Der Yarumo blanco mit seinen riesigen, silbrig schimmernden Blättern wächst nur im subandinen Feuchtwald.


Höher hinauf wagt sich da die Wachspalme, deren Stämme bis 60m hoch werden können und so weit über die übrigen Baumkronen hinausragen.


Leicht mit einem trockenen Blatt zu verwechseln ist diese Schnecke.


Völlig überrascht sind wir, wenn im grünen Blattwerk so eine farbenfrohe Blüte auftaucht.


Wieder am Steinweg hören wir plötzlich ein schreckliches Gebrüll.
Wer kann das denn sein?
So folgen wir einem schmalen Pfad, um tiefer ins Dickicht vorzudringen.

Hoppla, die Raupe brüllt natürlich nicht. Aber sicher wird daraus ein farbenprächtiger Schmetterling.


Das Gebrüll kommt von hoch oben, aus den Baumkronen.


Und da sitzt sie - una tropa de aulladores, eine Brüllaffenfamilie, die mit ihrem lauten Geheul ihr Revier verteidigt.
Eine tropa besteht aus 6 - 9 Affen. Ihr Führer, der macho dominante, sorgt für das Wohlergehen seiner Truppe. Er allein begattet seine Weibchen. Die jungen Männchen sind beim Suchen neuer Nahrungsbäume die ersten und zudem die lautesten Schreier.


Kopfüber hängen sie im Geäst. Ihre Lieblingsspeisen sind saftige Früchte und Blätter.


Nur mit der Schwanzspitze hält sich der da fest und genießt die jungen, schmackhaften Blätter.


Diese Landschaft zieht uns in ihren Bann und so möchten wir tags darauf weiter in den Nationalpark Los Nevados vordringen. 


Samstag, 28. Mai 2016

Botero & Co - Kunst auf Plätzen und in Museen

Auf der Plaza de las Esculturas steht eine ganze Reihe überlebensgroßer Skulpturen von Fernando Botero, dem wohl bekanntesten Künstler Medellins des 20.Jhdts. Seine Figuren haben alle etwas gemeinsam: Frauen, Männer, Tiere und auch Fabelwesen wirken massig und rund.


Am selbigen Platz befindet sich das Museo de Antioquia, dessen Dauerausstellung vor allem Gemälde Boteros umfasst.


Das ist er: Fernando Botero, geboren 1932, Mäzen Medellins, der viele seiner Werke der Stadt geschenkt hat.


Masse und Rundlichkeit bestimmen auch seine Zeichnungen und Gemälde.



Die Sphinx


Die Frau auf dem Pferd


Die Apfelessende


Die Liegende


Boteros Werke haben aber auch politischen Charakter. So stellt er die Ausforschung und Tötung des Drogenbosses von Medellin, Pablo Escobar dar.


Fernando Botero ist alles andere als ein stiller Künstler. Als seine Friedenstaube auf der Plaza de Antonio 1995 von Terroristen gesprengt und zahlreiche Menschen getötet wurden, stellte er eine neue Taube dazu und ließ die alte als Mahnmal stehen.


Seine Riesenmurales beleben das Stadtbild.


Ebenso im 20. Jhdt. lebte und wirkte Pedro Nel Gomez (1899 - 1984). Seine Werke bestaunen wir im Museo Gomez, das ehemals sein Wohnhaus und Atelier war.


Auch er malte großflächige Bilder und Fresken, meist mit politischen, sozialkritischen Inhalten. Sein Hauptwerk ist viele Meter lang, ist kaum zu fotografieren und schmückt die Metrostation Parque Berrio. Aber auch dieses Bild in seinem Museum fasziniert uns mit seiner breiten Darstellung des Lebens.


Arbeiter, die den Amazonasregenwald abholzen, sieht Gomez ebenfalls kritisch.


Der Dritte im Bunde heißt Rodrigo Betancourt (1919 - 1995). Er ist in erster Linie Bildhauer, hier sein Monumento a la Vida.


Zwischen dem Regierungsgebäude von Antioquia und dem Rathaus von Medellin steht die gigantische, 38 m hohe Skulptur Monumento a la Raza. Sie spiegelt das Leben in diesem Departement wider.