Der Schweiß trieft von der Stirn, die Kleidung ist bis zur Unterwäsche nass, ein Wolkenbruch mit Blitz und Donner ergießt sich über uns, der Weg ist vom Regen aufgeweicht, knietiefe Flußdurchquerungen, drei Tage über Bergkämme hinweg, 1200 Stufen empor, 2 Tage zurück.... Die Eindrücke können schwer in Bilder gefasst werden, man muss sie erleben am Weg zur Ciudad perdida.
Doch alles der Reihe nach:
Wir starten mit unserem Giua und 4 jüngeren Abenteuerlustigen per Geländewagen in Santa Marta.
Die Autofahrt führt in die Vorberge der Sierra Nevada de Santa Marta in den Ort El Mamey. Dort beginnt der 5 - tägige 46,6 km lange Fußmarsch.
Irgendwo hinter diesen Kämmen muss sie liegen, die Ciudad perdida, die verlorene Stadt.
Die Strecke ist sehr abwechslungsreich, führt steil bergauf und bergab, über Bergkämme hinweg in benachbarte Täler. Die Höhenunterschiede sind nicht so enorm, doch die feuchte Hitze macht uns zu schaffen. Wir sind allein vom Schweiß ständig patschnass.
Doch die tropische Vegetation fasziniert trotzdem, hier eine Heliconia.
Manche Bäume blühen in prächtigen Farben und sind zudem Lebensraum tropischer Vögel. Diese schwarzen Gesellen heißen Oropendulas.
Sie bauen eigenartige, hängende, tropfenförmige Nester. Von den Vögeln selber gelingenFotos nur schwer, dabei haben sie einen leuchtendgelben Schnabel und ebensolche Schwanzfedern.
Je nach Lage der Talflanken durchqueren wir dichten Regenwald.
Oder wandern durch Gräben, welche durch Erosion freigelegt wurden.
Die weit hinten liegenden touristischen Cabañas werden durch Pferdetransporte versorgt.
Auch Gabi lässt sich zweimal bei großen Steigungen von einem Maultier bergwärts tragen.
Am Hinweg ist es noch leicht, diesen Fluss zu durchqueren; am Rückweg haben wir wegen sintflutartiger Regenfälle jedoch Mühe reißende Seitenbäche zu überwinden, außerdem ist alles durch und durch nass. Fotos gibt es von solch aufregenden Situationen leider keine.
Viermal übernachten wir in cabañas in bequemen Matratzenlagern mit Moskitonetzen.
Das Essen schmeckt prima - unsere Gruppe beim Abendessen.
Meist befinden sich diese Cabañas an einem Fluss, der zudem ein natürliches Schwimmbad bildet.
Etwas schuldbewusst werden wir beim Durchschreiten einiger Kogidörfer. Die indigenen Kogis leben hier in der Sierra Nevada zurückgezogen von unserer Konsumgesellschaft. Doch Touristen dringen wie Kolonisten ein.
Einige arbeiten zwar in den Cabañas der Wanderer, aber andere wollen nicht viel von der Außenwelt wissen. Sie lassen sich auch kaum fotografieren, nur die Kinder sind da unbeschwert.
Die Kogis haben viele Kinder. Nach ihrem Glauben werden diese nur tagsüber in der Natur gezeugt, denn die Nacht bringt Unheil. Sie glauben auch an die heilenden Kräfte des Mamo, des Schamanen.
Die verlorene Stadt muss mit Schweiß und Ausdauer erzwungen werden. Das letzte Stück des Weges führt über 1200 Stufen empor.
Wir steigen bereits um 6 Uhr morgens hinauf, insbesondere um dem Starkregen des Nachmittags zu entgehen.
Endlich geschafft - da liegt die terraza principal vor den staunenden Augen unserer Gruppe.
Die Ciudad perdida wurde vom 6.Jhdt. vor Chr. bis zum 16.Jhdt. nach Chr. von den Tayronas, den Vorfahren der Kogi bewohnt. Heute lebt nur mehr der Mamu hier heroben. Ehemals standen auf diesen Terrassen die Tempel und Rundhütten.
Die bemoosten Steine tragen zum magischen Eindruck bei.
Zahlreiche Wege und Treppen führen durchs Gelände.
Viel liegt noch viel im Verborgenen. Manches ist archäologisch noch nicht durchleuchtet, aber diesen Stein konnte man deuten: er stellt eine Landkarte der Sierra Nevada dar.
Unser Aufenthalt an diesem magischen Ort dauert 3 Stunden, dann kommt der aufregende Rückweg mit Gewitter und Starkregen.
Hier haben wir dies aber schon überstanden - die Nebel und Wolken verschwinden, doch Gewand und Schuhe bleiben bis zur Rückkunft in Santa Marta feucht und dreckig.